Hilfe für Rotfüchse

Rückführung unnötig “geretteter“ Fuchswelpen


Inhalt

Einleitung


Bevor man einen vermeintlich hilfsbedürftigen Fuchswelpen aus der Natur entnimmt, sollte man sicherstellen, dass dies auch wirklich notwendig und sinnvoll ist. Einige Anhaltspunkte dazu, ob ein Fuchswelpe Hilfe benötigt oder nicht, finden Sie unter DIESEM LINK . Kontaktieren Sie im Zweifel immer schnellstmöglich eine fuchskundige Ansprechperson (z. B. aus dem Fuchshilfsnetz ) und besprechen Sie die Situation, bevor Sie handeln.

Auch falls Sie bereits einen Fuchswelpen mitgenommen haben, zögern Sie bitte nicht, eine fuchskundige Ansprechperson zu kontaktieren und um seine/ihre Einschätzung zu bitten. Niemand wird Ihnen "den Kopf abreißen", wenn Sie in einer ungewohnten Situation in guter Absicht falsch gehandelt und einen Fuchswelpen unnötigerweise mitgenommen haben. Der Fehler kann möglicherweise wieder gut gemacht werden, indem der Fuchswelpe im Rahmen einer kontrollierten Rückführung wieder in die Natur und zu seiner Familie zurückgebracht wird. Dies ist grundsätzlich bei Fuchswelpen oder Jungfüchsen jeden Alters möglich, sofern der Zeitpunkt der Entnahme noch nicht zu lange zurückliegt.

Eine Rückführung ist deutlich von einer (Wieder-)Auswilderung zu unterscheiden. Bei einer (Wieder-)Auswilderung geht es darum, Tiere in die Natur zu entlassen, die selbständig überlebensfähig sind. Dies erfolgt i.d.R. Wochen oder Monate, nachdem ein verwaister, verletzter oder Kranker Fuchs zur Behandlung und Pflege aufgenommen, gesundgepflegt und auf das eigenständige Leben in freier Wildbahn vorbereitet wurde. Eine Auswilderung wird meist nicht am ursprünglichen Fundort durchgeführt, sondern in einem entfernt gelegenen Gebiet, welches der Fuchs nicht kennt. Bei einer Rückführung geht es darum, unselbständige Jungtiere zurück in die Obhut ihrer Eltern/Familie zu bringen, nachdem sie unnötig aus der Natur entnommen wurden oder nur kurzzeitig (wenige Tage) für eine Untersuchung oder kurze Behandlung beim Tierarzt, zur Überwachung in menschlicher Obhut waren.

Wie eine Rückführung funktioniert und was es dabei zu beachten gilt, möchte ich im Folgenden erläutern.

(Auch für den Fall, dass ein tatsächlich hilfsbedürftiger Fuchswelpe zu Recht gesichert wurde, werden Sie spezielle Informationen zur korrekten Versorgung und Unterbringung sowie zum weiteren Vorgehen benötigen. Geben Sie dem Fuchs bitte zunächst kein Futter, sondern nehmen Sie erst Kontakt zu einem fuchskundigen Ansprechpartner auf. Machen Sie bitte keine Experimente und versuchen sie nicht einen Fuchs ohne die nötige Sachkunde/Erfahrung zu behandeln, zu pflegen oder gar aufzuziehen. Füchse sind keine Haustiere und benötigen eine ganz spezielle Ernährung, Pflege, Unterbringung sowie die Gesellschaft von Artgenossen. Erfahrungen bei der Aufzucht von Hunden oder Katzen kann man größtenteils nicht auf Füchse übertragen. Fehler (z. B. bei der Ernährung) können bei Fuchswelpen schnell zum Tod führen. Oft melden sich Finder leider erst, wenn es zu spät ist und bereits gravierende Fehler begangen wurden. Diesen Fehler sollten Sie wirklich nicht machen!)

Warum ist eine mögliche Rückführung von Fuchswelpen so wichtig?


Einen Fuchswelpen unnötig aus der Natur zu entnehmen hat im Wesentlichen drei negative Folgen:

  1. Der Fuchswelpe leidet unter der Trennung:
    Die Trennung eines Fuchswelpen von seiner Familie ist in jedem Fall ein einschneidendes, meist sogar traumatisierendes Erlebnis. Stress und psychische Belastung schlagen sich oft negativ im Verhalten und Allgemeinzustand des Welpen nieder und sollten nicht unterschätzt werden. Zudem muss man sich der Tatsache bewusst sein, dass die Pflege in Menschenhand selbst in der besten Fuchsauffangstation allenfalls die zweitbeste Wahl für einen Fuchswelpen sein und niemals die natürliche Aufzucht durch die eigenen Eltern und unter Artgenossen ersetzen kann. Das betrifft unter Anderem die Ernährung (Hundewelpen-Ersatzmilch statt echter Fuchsmilch, Tiefkühl-Eintagsküken statt natürlicher Beute usw.), die Sozialisierung durch die Fuchseltern sowie das Sammeln wichtiger Erfahrungen für das wilde Leben (z. B. das Erlernen bestimmter Jagdtechniken von den Eltern, das kennenlernen von natürlichen Nahrungs- und Gefahrenquellen etc.). Bedenken Sie: Eine Aufzucht in Menschenhand kostet den Fuchswelpen bis zur Auswilderung etwa 5-6 Monate seines natürlichen Lebens in Freiheit, was in Deutschland statistisch gesehen etwa einem Viertel der durchschnittlichen Lebenserwartung eines wildlebenden Fuchses entspricht.
  2. Die Fuchsfamilie leidet unter der Trennung:
    Ebenso wie der Welpe leiden auch Fuchseltern und -geschwister und trauern um ein verlorenes Familienmitglied. Die Fuchsmutter sucht i.d.R. mehrere Tage lang nach einem verlorenen Welpen und ruft nach ihm. In dieser Zeit kann sie sich nicht optimal um die übrigen Welpen kümmern und ist unter Umständen dabei auch unnötigen Gefahren ausgesetzt (z. B. wenn sie ihr verlorenes Kind an einer vielbefahrenen Straße oder in Menschennähe sucht).
  3. Der Wildtierschutz wird überlastet:
    Die Wildtierpflege wird in Deutschland in den allermeisten Fällen von engagierten Privatpersonen rein ehrenamtlich betrieben und vollständig aus eigener Tasche finanziert oder mit Mühe von Vereinen getragen. Diese Arbeit erfordert für jede Tierart spezifisches Fachwissen, artgerechte Haltungsbedingungen sowie viel Zeit, Geld und Erfahrung. Auch rechtlich gesehen ist die Aufnahme, Unterbringung, Pflege, Behandlung und Auswilderung von Füchsen durch Konflikte insbesondere mit der Jagdgesetzgebung oft schwierig und mit z. T. großen bürokratischen Hürden verbunden. Hinzu kommt, dass die Pflege von jungen Füchsen ein Vollzeitjob ist, der sich mit einem normalen Privat- oder Berufsleben nicht vereinbaren lässt und körperlich sowie seelisch belastend ist. Aus diesen Gründen gibt es für Füchse leider nur sehr wenige kompetente Pflegestellen und Auffangstationen. Einige Stationen mussten in den vergangenen Jahren wegen Überlastung (platzmäßig, personell, finanziell) schließen. Demgegenüber steht jährlich eine viel zu große Zahl an Füchsen, für die eine Pflegestelle gesucht wird. Jedes Jahr wird spätestens im Mai ein Punkt erreicht, wo für neue Fuchswelpen schlichtweg kein Pflegeplatz mehr zu finden ist. Welpen, für die am Ende der Saison kein Platz mehr gefunden werden kann, landen meist bei Laien, werden fehlgeprägt, können später nicht mehr ausgewildert werden und leiden ein Leben lang in einer nicht artgerechten Haltung. Oder sie sterben durch Fehler bei der Behandlung bzw. Ernährung oder werden letztendlich eingeschläfert, weil man keine andere Lösung mehr finden kann. In Anbetracht dieser Tatsache ist es extrem wichtig, dass wirklich nur solche Füchse der Natur entnommen und in menschliche Obhut gegeben werden, die tatsächlich hilfsbedürftig sind. Bereits von Beginn der Fuchswelpen-Saison an muss bei jeder unnötigen Entnahme eines Welpen aus der Natur grundsätzlich zu einem Rückführungsversuch geraten werden, sofern der Welpe dafür fit genug ist und die Umstände nicht dagegen sprechen. Drastisch formuliert belegt jeder unnötig aufgenommene Welpe einen der seltenen Pflegeplätze und besiegelt damit Leid oder Tod eines später aufgenommenen tatsächlich hilfsbedürftigen Fuchswelpen, für den es dann keinen Platz mehr gibt.

Die Forderung nach einem Rückführungsversuch und der damit verbundene Aufwand erscheinen vielen Findern übertrieben und lästig. Im Vergleich mit der mehrmonatigen Versorgung eines unnötig der Natur entnommenen Fuchswelpen bis hin zu seiner Auswilderung und den Kosten, die dadurch entstehen, ist ein Rückführungsversuch jedoch kein nennenswerter Aufwand. Der Finder sollte sich hier seiner Verantwortung gegenüber dem Tier und den Wildtierhelfern bewusst sein und sich die Zeit für die Rückführung nehmen.

Wichtige Voraussetzungen für einen Rückführungsversuch


Richtig durchgeführt ist ein Rückführungsversuch mit einem nur geringen Risiko für den Fuchswelpen verbunden. Sofern nicht aus offensichtlichen Gründen ausgeschlossen ist, dass ein Rückführungsversuch erfolgreich sein könnte oder z. B. der Gesundheitszustand des Welpen gegen eine Rückführung spricht, überwiegen meist die möglichen Vorteile die möglichen Risiken. Um zu entscheiden, ob ein Rückführungsversuch sinnvoll ist, sollte man folgende Punkte bedenken:

  • Fundumstände:
    Wenn ein nur wenige Wochen alter Welpe, der noch auf Milch angewiesen ist, neben seiner toten Mutter (erkennbar am sichtbaren Gesäuge) gefunden wird, erübrigt sich natürlich ein Rückführungsversuch. Ohne die Versorgung durch seine Mutter könnte dieser Welpe in der Natur nicht überleben. Ähnlich eindeutig ist es, wenn an einem Bau bereits ein toter Welpe gefunden wird und/oder verbleibende Welpen am Bau bereits stark geschwächt und dehydriert sind. Oft entfernen sich Welpen, die nicht mehr versorgt werden in ihrer Verzweiflung vom Bau, legen sich geschwächt oberirdisch zur Ruhe oder gehen mit letzten Kräften aktiv auf Menschen zu und machen sich dabei mit Lauten bemerkbar. In diesem Fall liegt die Vermutung nahe, dass die Welpen nicht mehr versorgt werden, Hilfe benötigen und ein späterer Rückführungsversuch sinnlos wäre. Wird hingegen ein Wurf neugeborener oder sehr junger Welpen oberirdisch ohne Hinweise auf den Verbleib der Mutter gefunden, dann ist es möglich, dass die Mutter von der Geburt überrascht wurde oder den Wurfbau notgedrungen verlassen und mit den Welpen umziehen musste. In solchen Fällen kann ein Rückführungsversuch durchaus sinnvoll sein. Gleiches gilt für Fuchswelpen, die als vermeintliche Waisen alleine bei ihren ersten Erkundungstouren der näheren Umgebung ihres Baus aufgefunden und gesichert wurden. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Fuchswelpen ab dem Alter von 3 Wochen alleine am Bau und später auch einige Dutzend Meter davon entfernt angetroffen werden. Oft sind mindestens ein Elternteil und der Bau nicht weit entfernt und der Welpe nicht hilfsbedürftig. Auch in diesem Fall ist ein Rückführungsversuch ratsam.
    Ist ein Jungfuchs schon alt genug, um feste Nahrung aufzunehmen und – was noch wichtiger ist – ausreichend auszuwerten (etwa ab 6-8 Wochen), kann eine Rückführung auch dann ggf. sinnvoll sein, wenn seine Mutter tot ist. Es wäre nämlich durchaus möglich, dass der Vater oder ein älteres Geschwister aus dem Vorjahr diesen Jungfuchs nach erfolgreicher Rückführung weiter mit Nahrung versorgt und er auch ohne die Mutter erfolgreich von seiner Familie aufgezogen werden kann. Sind Jungfüchse noch ein paar Wochen älter (etwa ab 12 Wochen), dann wäre es sogar denkbar, sie trotz des Todes beider Elterntiere in freier Natur aufwachsen zu lassen, indem man sie am Bau bis in den Spätsommer oder Herbst mit Futter versorgt.
  • Fundort:
    Für den Erfolg einer Rückführung ist es wichtig, den Fuchswelpen bzw. Jungfuchs möglichst genau dorthin zurückzubringen, wo man ihn gefunden hat. Ist der Fundort unbekannt und nicht mehr zu ermitteln, z. B. weil der Finder einen Welpen anonym bei einem Tierheim abgegeben hat, kann selbstverständlich keine Rückführung erfolgen. Es gibt allerdings auch Fundorte, an die man ein Tier nicht (unmittelbar) zurückbringen kann. Einen Fuchswelpen, der in einen Kellerschacht gefallen war oder der auf einer vielbefahrenen Straße aufgegriffen wurde wird man für die Rückführung sicherlich wenige Schritte von der Gefahrenstelle entfernt platzieren müssen. Wenn jedoch ein Fuchs beispielsweise auf einem großen Grundstück gesichert wurde, für das man später keine Zugangserlaubnis oder Genehmigung zur Rückführung des Fuchses erhält, kann die Rückführung auch daran scheitern. Auch falls der ursprüngliche Fundort und dessen direkte Umgebung beispielsweise aufgrund von Bauarbeiten oder wegen der Anwesenheit von Hunden, Katzen oder potentiellen natürlichen Feinden zu große Gefahren birgt, wäre das Risiko eine Rückführung ggf. zu groß. Es macht keinen Sinn, einen Rückführungsversuch fernab des Fundortes an einer anderen Stelle zu versuchen. Im ungünstigsten Fall gehört ein anderer Ort bereits zum Revier einer anderen Fuchsfamilie, die den fremden Welpen wahrscheinlich nicht annehmen und vielleicht sogar töten würde.
  • Zeit und Versorgung seit der Entnahme:
    Die Annahme, dass Menschengeruch am Welpen eine Rückführung grundsätzlich unmöglich macht, ist falsch. Tatsächlich ist die Bindung zwischen Mutter und Kind auch bei Füchsen so groß, dass eine Rückführung auch dann noch erfolgreich sein kann, wenn der Welpe in der Zeit seit seiner Entnahme aus der Natur Kontakt zu Menschen oder Haustieren hatte oder gar durch einen Tierarzt medizinisch versorgt wurde. Grundsätzlich sollte man natürlich trotzdem besonders im Hinblick auf die Rückführung (und eine Fehlprägung) jeglichen unnötigen Kontakt vermeiden.
    Ein weiteres Gerücht ist, dass man Fuchswelpen nur unmittelbar nach der Entnahme erfolgreich wieder rückführen kann. Tatsächlich ist eine Rückführung mindestens bis zu 48 Stunden nach der Entnahme noch recht erfolgversprechend. Oft sucht die Fuchsmutter auch deutlich länger, so dass auch noch 3-4 Tage nach der Entnahme die Chance besteht, dass eine Rückführung funktioniert. Einen Versuch ist es jedenfalls wert! Falls ein Rückführungsversuch scheitert, sollte man – sofern es die Umstände zulassen und noch Hoffnung auf Rückkehr der Fuchsmutter besteht – in diesem Zeitraum auch durchaus mehrere kontrollierte Rückführungsversuche durchführen.
    Bis zum jeweils nächstmöglichen Zeitpunkt eines Rückführungsversuches muss der Welpe seinem Alter entsprechend korrekt versorgt werden. Sofern das von einem Laien überhaupt geleistet werden kann, sollte es mindestens unter kompetenter Anleitung stattfinden (z. B. was geeignete Nahrung, Nahrungsmenge und Fütterungsintervall, Pflege und Unterbringung angeht). Bei Flaschenkindern sollte die Versorgung (und ein möglicher Rückführungsversuch) besser von einer fuchskundigen Person durchgeführt oder zumindest begleitet und überwacht werden. Wurde ein Welpe falsch versorgt (z. B. mit Kuhmilch gefüttert oder hat bei der Fütterung Milch in die Atemwege bekommen) muss man von einer Rückführung absehen. Zu groß wäre sonst die Gefahr, dass es durch die Fehlversorgung nach erfolgreicher Rückführung zu Komplikationen bis hin zum Tod des Welpen kommt. Daher ist eine Rückführung nur anzuraten, sofern der Welpe in der Zwischenzeit korrekt versorgt wurde.
  • Gesundheitszustand des Welpen:
    Natürlich kann man einen Welpen nicht zurück zu seiner Familie lassen, wenn er zu schwach, krank, behindert oder ohne menschliche Pflege bzw. medizinische Hilfe nicht überlebensfähig ist. Falls keine Anzeichen für eine Beeinträchtigung oder Krankheit vorliegen, der Welpe vom Allgemeinzustand her einen guten Eindruck macht, lebhaft und aufmerksam ist, kann und sollte man eine Rückführung auf jeden Fall in Erwägung ziehen. Auch bei kleineren Verletzungen oder Problemen, die sich innerhalb von 1-2 Tagen ausreichend behandeln lassen, kann noch an eine Rückführung gedacht werden. Grundsätzlich sollte man aber immer Rücksprache mit einem fuchserfahrenen Tierarzt oder einer Fuchsauffangstation vor Ort halten, um den Gesundheitszustand des Welpen zu diskutieren oder vor der Rückführung überprüfen zu lassen.

Wie wird ein Rückführungsversuch durchgeführt?


Wer einen Fuchs zurück in die Natur bzw. zu seiner Familie bringen will und beim Lesen dieses Artikels direkt zu diesem Abschnitt gesprungen ist, dem möchte ich unbedingt noch den vorherigen Abschnitt zum Thema „Wichtige Voraussetzungen für einen Rückführungsversuch“ ans Herz legen. Eine Rückführung sollte nur unter bestimmten Voraussetzungen erfolgen und muss zur rechten Zeit am rechten Ort und auf eine bestimmte Art durchgeführt werden, damit sie einerseits erfolgreich sein kann und andererseits das Risiko für den bzw. die Welpen minimiert wird. Man kann einen Fuchswelpen nicht einfach “auf gut Glück“ wieder am Fundort aussetzen. Auf gar keinen Fall darf man aber einen Fuchswelpen an einer fremden Stelle (z. B. irgendwo im Wald) aussetzen, denn das wäre sein sicherer Tod: Jungfüchse sind erst im Alter von etwa 5-6 Monaten, also je nach Geburtstermin etwa zwischen Juli und Oktober völlig selbständig überlebensfähig. Und selbst dann wäre von einem einfachen Aussetzen (dem sogenannten “Hard Release“) strikt abzuraten, da selbst ein erwachsener Fuchs in einer fremden Umgebung unter Umständen nicht überleben kann (siehe Beitrag zum Thema Umsiedelung).

Sind alle Voraussetzungen für einen Rückführungsversuch gegeben, so sollte er bei der nächstmöglichen Gelegenheit ausgeführt werden. Zum Vorgehen:

  1. Die Rückführungsbox vorbereiten:
    Man bereitet für den Welpen in eine Rückführungsbox vor. Diese sollte so gestaltet sein, dass der Welpe sie nicht aus eigener Kraft verlassen kann. Gleichzeitig muss natürlich ein erwachsener Fuchs in der Lage sein, den Welpen aus der Box zu holen, um ihn mitzunehmen. Natürlich kann ein Rückführungsversuch auch mit mehreren Welpen gleichzeitig durchgeführt werden. Die Fähe würde die Welpen dann nach und nach aus der Rückführungsbox holen und an einen sicheren Ort bringen. In der Praxis kann eine Rückführungsbox z. B. eine hohe, stabile Pappkiste, eine Hunde-/Katzentransportbox mit offenstehender Öffnung auf der Oberseite oder ein “Welpenauslauf“ sein. Die Rückführungsbox wird mit einem weichen Handtuch oder einer Decke ausgelegt. Unter das Handtuch muss insbesondere bei jüngeren Fuchswelpen (bis etwa 3-4 Wochen) eine körperwarme Wärmflasche gelegt werden, damit der Welpe nicht auskühlt. Alternativ kann man auch zwei PET-Flaschen anstelle einer Wärmflasche nutzen. Das Wasser sollte handwarm (38°C) sein. Die Rückführungsbox sollte groß genug sein, dass die Wärmequelle nicht die gesamte Bodenfläche einnimmt, so dass der Welpe je nach Bedarf die Möglichkeit hat, sich von der Wärmequelle zu entfernen oder sie aufzusuchen. Wichtig ist ebenso, dass die Rückführungsbox (sowie alle Gegenstände darin) möglichste keinen Menschen- oder sonstigen intensiven Geruch tragen. Es wäre beispielsweise schlecht, anstelle des Kartons einen Wäschekorb zu verwenden, in dem sonst die Schmutzwäsche lagert. Auch sollte das Handtuch nicht nach parfümiertem Waschmittel oder Weichspüler riechen.
  2. Rückführungsort:
    Wie im vorherigen Kapitel erwähnt, sollte der Rückführungsort möglichst nahe am ursprünglichen Fundort liegen, jedoch ein paar Schritte weit entfernt von Straßen, Wegen oder anderen Gefahrenquellen. Wichtig ist auch, dass in der unmittelbaren Umgebung keine Hunde oder Katzen zugegen sind und die Rückführungsbox nicht von anderen Tieren entdeckt wird, die dem Welpen gefährlich werden könnten (Greifvögel, Eulen, Marder, etc.). Um diesen Gefahren weiterhin vorzubeugen sollte die Rückführung überwacht werden (s. u.).
  3. Den Zeitpunkt wählen:
    Rückführungsversuche sind jeweils zur Dämmerung (egal ob morgens oder abends) und in den Stunden unmittelbar danach am erfolgversprechendsten. Idealerweise stellt man die Rückführungsbox mit dem/den Welpen kurz vor Dämmerung am Rückführungsort ab und hofft, dass in den Stunden darauf die Mutter kommt, um den/die Welpen zu holen.
  4. Dauer des Rückführungsversuchs:
    Die Dauer des Rückführungsversuchs hängt natürlich vom Alter des Fuchswelpen ab. Sehr junge Welpen, die vielleicht sogar noch die Augen geschlossen haben, kann man auch in gutem Allgemeinzustand nur für etwa 2 Stunden alleine lassen. Je nach Außentemperatur muss spätestens dann, ggf. aber auch schon früher, die Wärmflasche erneuert und der Welpe gefüttert und versorgt werden. Bei älteren Welpen oder Jungfüchsen kann die Wartezeit auf 3-4 Stunden verlängert werden, sofern sichergestellt ist, dass die Tiere nicht auskühlen, dehydrieren (vor allem tagsüber bei hohen Außentemperaturen und Sonneneinstrahlung) oder sonst gefährdet werden. Natürlich muss ein Rückführungsversuch abgebrochen werden, wenn das Wetter nicht mitspielt (z. B. bei Nässe oder zu niedrigen Temperaturen).
  5. Start des Rückführungsversuchs:
    Etwa eine Stunde vor dem Rückführungsversuch sollte der Welpe nicht mehr gefüttert werden. Auch in der Rückführungsbox sollte weder Futter noch Wasser bereitstehen. Für die Rückführung ist es von Vorteil, wenn der Welpe während der Wartezeit etwas Hunger bekommt und sich deswegen akustisch bemerkbar macht, also nach seiner Mutter ruft. Das erhöht die Chance, dass die Fuchsmutter auf den Welpen aufmerksam wird. Sind die im vorherigen Kapitel genannten Voraussetzungen erfüllt, alle Vorbereitungen getroffen, das Wetter spielt mit und der Rückführungsort ist zugänglich und sicher, wird die Rückführungsbox mit dem Welpen dort abgestellt. Es kann sinnvoll sein, den/die Welpen vor Ort noch mit Erde und/oder Gras abzureiben, damit menschliche Gerüche zumindest ein Stück weit überdeckt werden. Um Gefahren durch Greifvögel/Eulen zu verhindern kann es sinnvoll sein, die Rückführungsbox etwas geschützt unter einen Baum oder eine Hecke zu stellen. Dort wird auch ein Altfuchs eher suchen und sich sicherer fühlen als ungeschützt auf völlig freier Fläche.
  6. Überwachung:
    Ist die Rückführungsbox abgestellt, entfernt man sich leise. Der Rückführungsversuch kann mittels Wildkamera dokumentiert werden. Wenn Bedenken wegen der Sicherheit bestehen, sollte der Rückführungsversuch aus einiger Entfernung (z. B. aus dem Auto), idealerweise gegen den Wind beobachtet und überwacht werden. Wichtig ist dabei natürlich, dass man jegliche denkbare Störung vermeidet, um den Rückführungsversuch nicht selbst zu sabotieren.
  7. War die Rückführung erfolgreich?
    Falls der Welpe innerhalb von einer je nach Alter und sonstigen Umständen zumutbaren Wartezeit nicht von der Mutter abgeholt wurde, wird dieser Rückführungsversuch beendet. Der Welpe wird nun wieder mitgenommen und wie üblich versorgt, gepflegt und untergebracht. Sofern die Voraussetzungen für einen weiteren Rückführungsversuch anschließend weiterhin gegeben sind, kann man durchaus am nächsten Morgen bzw. Abend einen weiteren Versuch starten. Es kann sich auch lohnen, den Fundort zu anderen Tages- oder Nachtzeiten (z. B. mit einer Wildkamera/Fotofalle) zu beobachten. Falls man dabei feststellt, dass die Fähe zu einer anderen Zeit nach ihrem Welpen sucht, sollte man die Zeit für den nächsten Rückführungsversuch natürlich auch entsprechend anpassen. Bei Rückführungsversuchen tagsüber muss allerdings beachtet werden, dass der Welpe nicht z. B. durch Sonneneinstrahlung dehydriert oder anderen Gefahren ausgesetzt wird. Sofern es keinerlei Anzeichen dafür gibt, dass die Fähe noch nach ihrem Welpen sucht, sind mehr als 2-3 gut durchgeführte Rückführungsversuche sind i.d.R. zwecklos und letztendlich eine unnötige Belastung für den Welpen.

Wie eine erfolgreiche Rückführung aussehen kann, zeigen folgende Beispiele:
Video 1
Video 2

(Stand 14.04.2019, Angaben ohne Gewähr.)