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Jagdkritik


Jagd als Artenschutz? Schützt die Fuchsjagd bedrohte Arten wirklich?

Die Fuchsjagd ist kein geeignetes Mittel zum Schutz gefährdeter Arten!

Der unbestreitbare Einbruch der Bestände bei Rebhühnern und Hasen in den vergangenen Jahrzehnten hat nicht seine Ursache in einer vermeintlich stärkeren Prädation durch Beutegreifer wie den Fuchs. Studien haben gezeigt, dass zahlreiche verschiedene Einflussfaktoren zu einer steigenden Belastung dieser Arten beigetragen, über Jahrzehnte hinweg die Situation der heute bedrohten Arten verschärft und damit zu ihrem Rückgang geführt haben. Es wären hier zu nennen 1) 2) 3) :

  • Klimatische Veränderungen.
  • Zerstörung natürlicher Lebensräume (z. B. durch Straßen- & Siedlungsbau, Landwirtschaft)
  • Intensive landwirtschaftliche Nutzung und der Einsatz von Pestiziden.
  • Schwindendes Nahrungsangebot (z. B. Insektensterben).
  • Jagd im In- und Ausland (bei vielen Vogelarten auch die illegale Jagd auf Zug- & Singvögel
  • durch Jäger, Vogelfänger und Wilderer) 4) 5).
  • Bevorteilung jagdbarer Arten durch einseitige Renaturierungs- und Hegemaßnahmen.

Erfahrungsgemäß – und darin sehen viele Natur- und Tierschützer eine große Gefahr – täuscht die bequeme Schuldzuweisung an den Fuchs die Menschen darüber hinweg, wo die tatsächlichen Probleme liegen und verhindert daher, überfällige und wirklich sinnvolle Maßnahmen anzugehen und durchzusetzen. Beispiele für erste sinnvolle Maßnahmen wären ein Verbot der (Hobby-)Jagd, ein drastischer Sinneswandel bei der Gestaltung und Bewirtschaftung der landwirtschaftlichen Flächen, sowie großangelegte Renaturierungsprojekte, welche die Wiederherstellung ursprünglicher Naturflächen und die Wiedervernetzung der Lebensräume zum Ziel haben müssten und nicht die Bevorteilung einzelner als schützenswert oder jagdlich interessant erachteter Tierarten. Artenvielfalt und natürliches Gleichgewicht können sich am besten entwickeln, wenn der Mensch nicht versucht, sie nach seinen Vorstellungen zu manipulieren oder ein den Bedingungen nicht angepasstes unnatürliches “Gleichgewicht“ zu erzwingen.

Manche denken vielleicht, dass die Jagd auf bedrohte oder gefährdete Tierarten verboten ist. Doch das ist leider nicht der Fall, wie die offizielle Jagdstatistik zeigt. Aus der Streckenliste Land Hessen6) geht hervor, dass im Jagdjahr 2014/15 alleine in Hessen 3.290 Feldhasen (Rote Liste Hessen, Kategorie 3: Gefährdet), 11.599 Kaninchen, 29 Rebhühner (Rote Liste Hessen, Kategorie 2: Stark gefährdet7)) und 568 Fasanenhähne durch Jägerhand umgekommen sind (die Zahlen beinhalten nicht das Fallwild). Es wurden zudem unglaubliche 34.661 Füchse getötet! Jäger sind keine Artenschützer und die Zahlen der Jagdstatistik legen den Verdacht nahe, dass der Fuchs auch schlichtweg als ungeliebter Beutekonkurrent des Jägers bejagt wird.

Dass die konventionelle Jagd offenbar kein ehrliches Interesse am nachhaltigen Schutz von bedrohten Arten wie Hasen und Rebhühnern hat, wird besonders deutlich, wenn man sich die bundesweite Jagdstatistik ansieht: Alleine die offiziellen Statistik des Deutschen Jagdverbands8) listet für Deutschland noch immer jährlich etwa eine Viertelmillion Hasen und gut 2.000 Rebhühner auf. Gleichzeitig finden etwa eine halbe Million (!) Füchse den Tod, wobei die Jagd oft mit dem scheinheiligen Argument begründet wird, Hasen und Rebhühner schützen zu müssen. Das passt nicht zusammen. In Rheinland-Pfalz hat die Jägerschaft die Vollschonung des Rebhuhns erst kürzlich auf gerichtlichem Wege gekippt. Das Interesse an der Bejagung dieser Tierarten ist offenbar größer, als ein selbstloses Interesse an deren Schutz und Erhaltung.

Füchse sind Nahrungsopportunisten und bedienen sich stets der Beute, die am besten verfügbar ist. Während der Fuchs als ausgesprochener Nützling für Land- und Forstwirtschaft als bester Mäusevertilger aktiv ist und hier in unserer Kulturlandschaft einen reich gedeckten Tisch vorfindet, würde er nicht seine Zeit mit der aufwändigen Suche nach den seltenen Nestern der seltener Arten verschwenden. Auch Obst und sogar Regenwürmer können übrigens regional und saisonal einen Großteil der Nahrung eines Fuchses ausmachen. Wenn sich durch die ungünstige Gestaltung unserer Kulturlandschaft oder auch durch schlecht geplante oder halbherzig durchgeführte Renaturierungsprojekte (wie z. B. das Anlegen von schmalen Grünstreifen am Rande von Feldern) die Streifgebiete von Beutegreifern und die Nistplätze von Bodenbrütern ungünstig überlagern, kann man das dem Fuchs nicht zum Vorwurf machen.

Ein bemerkenswerter Beleg für das Fehlen eines ursächlichen Zusammenhangs zwischen Fuchspopulation und Rückgang der Hasenpopulation ist die Situation auf der Nordseeinsel Pellworm. Dort gibt es gar keine Füchse und dennoch verzeichnet man dort denselben Rückgang der Hasenpopulation, welcher auch dort maßgeblich durch die Landwirtschaft bedingt ist.9) Übrigens wird auch dort trotzdem unbeirrt die Jagd auf Feldhasen fortgesetzt.

Doch die Jagd auf Beutegreifer ist, wie erläutert und belegt wurde, nicht nur keine sinnvolle Maßnahme im Sinne des Artenschutzes, sondern birgt sogar Gefahren: Beutegreifer tragen nämlich maßgeblich zu einem gesunden Bestand ihrer Beutetiere bei, indem sie insbesondere auch kranke Tiere erbeuten und Aas beseitigen. Zu Zeiten von Geflügelpest (umgangssprachlich „Vogelgrippe“), Myxomatose (bei Kaninchen) und Hasenpest (Tularämie) ist es geradezu unverantwortlich, Füchse – also die Gesundheitspolizei der Tiere – zu bejagen. Der schnelle Tod eines kranken Tieres durch einen Beutegreifer wie den Fuchs kann nicht nur dazu beitragen, das Leiden der betroffenen Individuen zu verkürzen, sondern verkürzt auch die mögliche Ansteckungsphase für andere Tiere und erschwert somit die Ausbreitung von Parasiten, Krankheiten und Seuchen. Es wurde beispielsweise herausgefunden, dass von Parasiten befallene Bodenbrüter bestimmte Duftstoffe nicht – wie normalerweise üblich – unterdrücken können und aus diesem Grund für Beutegreifer einfacher zu erbeuten sind als gesunde Tiere10). Füchse tragen also zu einem gesunden Bestand ihrer Beutearten bei, indem sie schwache und kranke Tiere erbeuten und somit Krankheitsherde sofort eliminieren11), und sichern diesen somit als Art paradoxerweise das Überleben. Dies ist ein natürlicher und unersetzlicher Mechanismus, der durch eine menschliche Jagd oder andere Eingriffe unmöglich nachzubilden ist.

Das Aktionsbündnis Fuchs hat in einem ausführlichen Dokument erklärt und mit zahlreichen wissenschaftlichen Quellenangaben belegt, warum die Fuchsjagd nicht nur grausam und sinnlos, sondern sogar schädlich ist und auch für uns Menschen gefährliche Folgen hat: LINK

Quellenangaben
1) V. Braunisch und R. Suchant, Beitrag „Aktionsplan Auerhuhn Tetrao urogallus im Schwarzwald: Ein integratives Konzept zum Erhalt einer überlebensfähigen Population“, 2013, Vogelwelt 134: 29 – 41.
2) Bundesamt für Naturschutz, „Wer versteckt in der Zukunft die Ostereier? Ursachen für den Rückgang des Feldhasen: Intensivierung der Landwirtschaft und Flächenverbrauch“, 29.03.2013. Abrufbar HIER.
3) Bundesamt für Naturschutz, „Auerhuhn“. Abrufbar HIER.
4) Komitee gegen den Vogelmord e. V., „Jagdstrecken in Europa“, ohne Datum. Abrufbar HIER.
5) Axel Hirschfeld und Alexander Heyd, „Jagdbedingte Mortalität von Zugvögeln in Europa: Streckenzahlen und Forderungen aus Sicht des Vogel- und Tierschutzes“, 2005. Abrufbar HIER.
6) Landesjagdverband Hessen e.V., „Streckenliste für das Jagdjahr 2014/15 Land Hessen“. Abrufbar HIER.
7) Hessisches Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, „Rote Liste der bestandsgefährdeten Brutvogelarten Hessens“, Mai 2014. Abrufbar HIER.
8) Deutscher Jagdverband, Jagdstatistik. Abrufbar HIER.
9) Acta Veterinaria Scandinavica, „Health screening of free-ranging European brown hares (Lepus europaeus) on the German North-Sea island Pellworm“, 4. August 2015. Abrufbar HIER.
10) [RWTF] David W. Macdonald, Running With The Fox, Unwin Hyman Limited, 1987.
11) Stevens A. N. P., Dynamics of Predation. Nature Education Knowledge 3(10):46, 2010.

(Stand: 15.11.2017)