FAQ

FAQ


Wie gefährlich ist der sog. “Fuchsbandwurm“?

Immer wieder wird behauptet, Füchse seien eine Gefahr für Menschen, weil sie den sog. „kleinen Fuchsbandwurm“ in sich tragen und verbreiten könnten. Tatsächlich ist auch diese Angst völlig überzogen und dient meist nur als vermeintliches Argument, Füchse aus Menschennähe zu verbannen oder zu töten. Tatsächlich hat ein Normalbürger unter Beachtung einfacher und eigentlich selbstverständlicher Hygienemaßnahmen von dem Fuchsbandwurm nichts zu befürchten. Laut infektionsepidemiologischem Jahrbuch meldepflichtiger Krankheiten des Robert Koch-Institutes gab es im Jahr 2015 nur 6 Fälle von alveolärer Echinokokkose – also der Erkrankung, die durch den Parasiten beim Menschen ausgelöst werden kann – in ganz Hessen. Die Wahrscheinlichkeit in Deutschland als Mensch am Fuchsbandwurm zu erkranken ist geringer, als das Risiko vom Blitz getroffen zu werden oder bei einem Jagdunfall zu Schaden zu kommen.

Der bekannte Begriff „Fuchsbandwurm“ für den mit wissenschaftlichem Namen „Echinococcus multilocularis“ genannten Parasiten ist irreführend und hat das Image des Fuchses zu Unrecht sehr negativ beeinflusst. Während der Name suggeriert, dass nur Füchse den Parasiten als Endwirt tragen und verbreiten können, können auch Hunde, Katzen oder andere Tiere betroffen sein. Eigentlich müsste der Parasit “Mäusebandwurm“ heißen, da sich andere Tiere damit infizieren, wenn sie befallene Mäuse fressen, welche dem Parasiten als Zwischenwirt dienen.

Eine Ansteckung mit dem Parasiten ist für einen Menschen extrem unwahrscheinlich, denn dafür wäre eine Aufnahme von Eiern des Parasiten nötig. Da die Eier des Bandwurms über den Kot der Wirtstiere ausgeschieden werden, dürfte aber alleine deshalb schon eine orale Aufnahme durch den Menschen als unwahrscheinlich angesehen werden. Tatsächlich zählt die alveoläre Echinokokkose laut Prof. Dr. rer. nat. Klaus Brehm vom Institut für Hygiene und Mikrobiologie der Universität Würzburg zu den seltensten Parasitosen Europas.

Wie Prof. Peter Kern vom Uniklinikum Ulm klargestellt hat, gibt es übrigens auch keinerlei Belege für eine Fuchsbandwurminfektion durch den Verzehr von Waldbeeren. Für diesen oft propagierten und gefürchteten Infektionsweg – also die Befürchtung, dass die Beeren evtl. mit Fuchskot und dadurch mit dem Parasiten verunreinigt sein könnten und man sich beim Verzehr infizieren könnte – gibt es keinerlei Grundlage. Bereits simple Hygienemaßnahmen (wie z. B. das einfache Abwaschen vor dem Verzehr) schaffen hier Sicherheit.

Laut Robert Koch-Institut wird der Infektionsweg über die Hände als möglich angesehen. Das heißt eine Ansteckung wäre denkbar, wenn jemand ein befallenes Tier anfasst und dann mit den kontaminierten Händen etwas isst und somit die Eier des Parasiten aufnimmt. Dieses Risiko betrifft jedoch besonders den Kontakt zu Hunden und Katzen, da Menschen i.d.R. ja keinen direkten Kontakt zu Füchsen haben. Vorsicht ist daher weniger im Hinblick auf wildlebende Füchse in der Nachbarschaft, sondern mehr im Hinblick auf die eigenen Haustiere geboten! Deshalb sollte man auf eine konsequente Entwurmung der Haustiere und stets auf eine gute Hand- und Lebensmittelhygiene achten. Als besondere Risikogruppen gelten Landwirte, Waldarbeiter, Förster und Jäger. Bei Risikogruppen oder bei Verdacht auf eine Infektion mit dem Fuchsbandwurm kann z. B. mittels Bluttest oder bildgebender Verfahren eine Infektion frühzeitig erkannt und dann behandelt werden.
Der Mensch stellt für den Parasiten einen Fehlwirt dar und kann bei einem Befall (der sog. alveolären Echinokokkose) nach vielen Jahren beispielsweise schwere Schäden an der Leber erleiden. Selbst im extrem unwahrscheinlichen Fall einer Ansteckung gibt es heute aber glücklicherweise Möglichkeiten zur Behandlung.

Da dieser Parasit stets in der großen Mäusepopulation weiterlebt und sich gesunde Tiere im Prinzip jederzeit über den Verzehr einer Maus mit dem Parasiten infizieren können, ist die Jagd auf Füchse oder andere Tiere absolut ungeeignet, um den Fuchsbandwurm zu bekämpfen. Da die Befallsrate bei Füchsen in den meisten Teilen von Deutschland weit unter 50% liegt, werden dabei sowieso wesentlich mehr gesunde Füchse getötet, als solche, die mit dem Parasiten befallen sind. In einer im Oktober 2017 veröffentlichten Studie aus Frankreich wurde nachgewiesen, dass eine Intensivierung der Fuchsjagd zu einem Anstieg der Befallsrate von Füchsen mit dem Fuchsbandwurm geführt hat. Die Studie bezeichnet die Bejagung von Füchsen als ungeeignete Methode zur Bekämpfung des Fuchsbandwurms und empfiehlt stattdessen den Einsatz von Entwurmungsködern. Es gibt sogar bereits wissenschaftliche Untersuchungen aus Deutschland, die die Möglichkeit zur effektiven und tierschutzgerechten Bekämpfung des Fuchsbandwurms mithilfe solcher Entwurmungsköder belegen. Während die grausame und unnachhaltige Fuchsjagd in den letzten Jahrzehnten keinerlei positiven Effekt hatte, könnte durch den Einsatz von Entwurmungsködern die Befallsrate von Füchsen mit dem Fuchsbandwurm einfach und tierschutzgerecht in den unteren einstelligen Prozentbereich gebracht werden. Bei konsequenter, längerer und flächendeckender Anwendung solcher Entwurmungsköder könnte der Parasit sogar vollständig bekämpft werden.

Es wäre daher an der Zeit, die sinnlose, ja sogar kontraproduktive und schädliche Fuchsjagd endlich zu verbieten, das Leben von jährlich rund einer halben Million unschuldiger und nützlicher Füchse zu schonen und stattdessen - falls nötig - den Fuchsbandwurm mittels wirksamer, wissenschaftlich erprobter und tierschutzgerechter Maßnahmen zu bekämpfen.

Quellen:
- Comte, S. et al (2017): Echinococcus multilocularis management by fox culling: An inappropriate paradigm, Preventive Veterinary Medicine, Volume 147, 178-185. Abrufbar HIER.

(Stand: 16.06.2017)