Informationen über Rotfüchse

Sinnesleistung und physische Besonderheiten


Die Nase: Geruchsinn

Der Geruchssinn spielt für Füchse eine besonders große Rolle, da er nicht nur bei der Nahrungssuche, sondern auch bei der Feindvermeidung, der Orientierung und der Kommunikation mit Artgenossen zum Einsatz kommt. Vermutlich ist der Geruchssinn der am besten ausgebildete und auch der wichtigste Sinn bei Füchsen.

Da Füchse nicht besonders scharf sehen und vor allem Bewegung wahrnehmen, finden sie beispielsweise Aas oder süße Früchte und andere unbewegliche, lautlose Nahrungsquellen vor allem über den Geruch. Auch vergrabene Beuteteile im Erdboden oder verlockende Essensreste in einer Mülltonne werden mithilfe der Nase gefunden. Der Geruchssinn hilft Füchsen auch dabei, sich bei völliger Dunkelheit sicher in ihrem vertrauten Revier zu orientieren und zu bewegen.

Der Geruch von Feinden, wie z. B. Hunden oder Menschen, kann Füchsen mit dem Wind über große Strecken zugetragen werden und sie somit rechtzeitig vor Gefahrensituationen warnen. Bei zu starkem Wind fühlen sich Füchse unsicher, weil Gerüche (und Geräusche) fortgetragen werden können. Füchse können auch noch nach Stunden riechen, ob an einem bestimmten Ort, z. B. ihrem Bau, ein Hund oder Mensch gewesen ist. Ob jemand irgendwo entlang gegangen ist, riechen sie alleine schon anhand des Geruchs der beschädigten Vegetation (z. B. umgeknickte oder plattgetretene Grashalme).

Auch für den Zusammenhalt von Füchsen in der Familiengruppe und für die Kommunikation zwischen Füchsen ist der Geruchssinn von großer Bedeutung. Die Zugehörigkeit von Fuchswelpen zu ihrer Mutter wird beispielsweise u. A. anhand des Geruchs festgestellt. Das Fuchsrevier wird von den dominanten Füchsen mittels verschiedener Duftstoffe gegenüber fremden Füchsen abgegrenzt. Diese Markierungen verraten den Füchsen sicherlich auch etwas über Gesundheitszustand und Geschlecht der Füchse im Revier. Auch die Paarungsbereitschaft wird anhand von Duftstoffen überprüft…

Weil der Geruchssinn für Füchse so wichtig ist, ist er auch entsprechend gut ausgebildet. Lediglich Wildschweine und Wölfe sollen eine feinere Nase besitzen. Im Vergleich zum Menschen haben Füchse einen etwa 400-fach besseren Geruchssinn und sind uns damit neben dem Hörsinn auch beim Geruchssinn weit überlegen.

Von der Nasenspitze bis zum Rachen durchläuft die Atemluft ein System von Riechlamellen, die in der Schnauze über der Mundhöhle liegen. Diese knöchernen Lamellen, die die Nasenhöhle siebartig ausfüllen, dienen als Grundlage für eine gewaltige Schleimhaut-Oberfläche, die mit feinsten Riechzellen ausgestattet ist. Die Fläche der Riechschleimhaut beträgt bei Füchsen etwa 120 Quadratzentimeter und beinhaltet 225 Millionen Riechzellen. Die Fläche der Riechschleimhaut beim Menschen beträgt hingegen insgesamt nur etwa 5 Quadratzentimeter und beinhaltet nur rund 500.000 Riechzellen [DFDS, S. 43-44]. Die Signale der Riechsinneszellen werden im sog. Riechkolben (Bulbus olfactorius) vorverarbeitet, verstärkt und schließlich zu den höheren Verarbeitungszentren im Gehirn weitergeleitet.

Die lange, schmale Fuchsschnauze beherbergt somit eines der erstaunlichsten Sinnesorgane der Tierwelt. In seinem Buch „The Complete Fox“ bezeichnet Les Stocker den Geruchssinn des Fuchses - neben dem Tastsinn - als „super-sense“. Stocker vergleicht das Bild, welches ein Fuchs anhand der Auswertung der kleinsten Duftspuren in der Atemluft von seiner Umgebung erstellen kann, mit dem Bild einer Wärmebildkamera. Wenn man sich klarmacht, dass jeder Gegenstand und jedes Individuum einen charakteristischen Geruch besitzt und diesen bei der Interaktion mit seiner Umwelt in winzigen Partikeln hinterlässt und wenn man sich zusätzlich klarmacht, dass jede Bewegung in der Natur kleine Beschädigungen an der Vegetation hinterlässt, kann man sich vielleicht vorstellen, dass sich aus all diesen Geruchsinformationen an einem Schauplatz relativ genau rekonstruieren lässt, was dort vorgefallen ist. Somit lässt sich die Geruchswelt, die uns Menschen weitgehend verborgen bleibt, ähnlich wie eine Aufzeichnung vom Geschehen der letzten Stunden lesen und erfassen. Ein ähnlich genaues Bild von der aktuellen Umgebung kann ein Fuchs möglicherweise ebenso allein anhand der Gerüche zeichnen, während er sich bei völliger Dunkelheit durch sein Revier bewegt.

Die schwarze Haut auf der Nasenspitze ist übrigens nicht glatt, sondern besitzt eine feine Struktur. Diese Struktur ist bei jedem Fuchs unterschiedlich, so dass der Nasenabdruck eines Fuchses genauso einzigartig ist, wie der Fingerabdruck eines Menschen.

(Stand: 12.09.2017)