Informationen über Rotfüchse

Sinnesleistung und physische Besonderheiten


Die Ohren/der Hörsinn

Die aufrechtstehenden, großen Ohren gehören zum bekannten Erscheinungsbild von Rotfüchsen und geben ihrem Gesicht mit der spitzen Schnauze die typische dreieckige Form. Auf der Rückseite/Außenseite der Ohren wächst üblicherweise ein schwarzes, kurzes, dichtes, weiches Fell, dessen Wachstumsrichtung zur Spitze der Ohren verläuft. An den Ohrinnenseiten haben Füchse hingegen eine weiße, graue oder hellbraune, dichte, lange Behaarung, die hauptsächlich von den der Kopfmitte näher gelegenen Ohrinnenseiten waagerecht nach außen hin wächst. Zusätzlich ragt längeres Fell vom Kopf vertikal vor bzw. in den Ohren nach oben. Diese längeren Haare verhindern, dass Fremdkörper oder Feuchtigkeit in die Gehörgänge eindringen.

Fuchsohren arbeiten wie Schalltrichter, die den Schall jeweils aus einer bestimmten Richtung auffangen, bündeln und in den Gehörgang leiten. So kann ein Fuchs gezielt eine bestimmte Geräuschquelle anpeilen, buchstäblich genau hinhören und dabei störende Umgebungsgeräusche aus anderen Richtungen teilweise ausblenden oder zumindest abschwächen. Um diese Richtcharakteristik der Ohren nutzen zu können, sind die Ohren sehr beweglich am Kopf angebracht. Sie können unabhängig voneinander nach vorne gerichtet und aufgestellt werden, aber auch zur Seite oder nach hinten gedreht oder ganz an den Kopf nach hinten zeigend angelegt werden. Die aufgerichteten Ohren können jeweils etwa um 100° gedreht werden. Ein aufmerksamer Fuchs bewegt seine Ohren ständig, um Geräusche aus verschiedenen Richtungen zu prüfen und Feindkontakt rechtzeitig vermeiden zu können. Sogar im Schlaf sind die Ohren aufmerksam.

Die naheliegendste Funktion des Hörsinns ist natürlich die Kommunikation mit Artgenossen mittels Lautäußerungen. Hierzu verfügen Füchse über ein großes Repertoire an Lauten, die z. B. als Kontaktrufe zur Paarungszeit über große Entfernungen oder auch bei direkter Interaktion z. B. zwischen einer Fähe und ihren Welpen (Lockrufe, Warnrufe) angewendet werden.

Bei der Nahrungssuche sind der Hörsinn und insbesondere das Stereohören für Füchse von besonderer Bedeutung. Mit ihrem feinen Gehör können Füchse hören, wie Mäuse unter einer dicken Schneedecke laufen, Maulwürfe unterirdisch graben, Käfer an einem Grashalm klettern und sogar Regenwürmer aus dem Boden kriechen! Mit den Beweglichen Ohren können Füchse die Quelle eines Geräusches zentimetergenau lokalisieren. Meist kann man ihnen dabei die angespannte Konzentration auf ein bestimmtes Geräusch deutlich ansehen. Sie richten beide Ohren auf die Geräuschquelle aus und neigen dabei den Kopf hin und her, wobei die genaue Position der Geräuschquelle mittels Triangulation unbewusst berechnet wird. Alleine anhand dieser Informationen (Ausrichtung und Entfernung zur Geräuschquelle) kann der Fuchs dann ohne jeglichen Sichtkontakt beispielsweise den fuchstypischen Beutesprung sehr gezielt ausführen und schließlich mit Pfoten und Schnauze genau auf der Beute landen, um sie zu fixieren und zu packen.

Füchse können Geräusche nicht nur sehr gut wahrnehmen und lokalisieren, sondern auch erstaunlich fein differenzieren. So berichten beispielsweise Günther Schumann und David Macdonald in ihren Büchern davon, dass Füchse ein spezielles Auto am charakteristischen Klang des Motorgeräuschs identifizieren können.

In Zahlen ausgedrückt hören Füchse etwa 20 Mal besser als Menschen und nehmen einen weit größeren Frequenzbereich wahr: Während Menschen i.d.R. nur Frequenzen bis etwa 16kHz (maximal 20kHz) erfassen können, hören Füchse auch noch Geräusche im Frequenzbereich von bis zu 65kHz.

Füchse mögen übrigens keinen Wind, weil durch die Windgeräusche in der Umgebung sowie am Ohr selbst das Hören erschwert wird. (Das Riechen wird natürlich bei starkem Wind ebenso erschwert und somit beraubt der Wind Füchse von zwei ihrer wichtigsten Sinne, wodurch sie sich unsicher und unwohl fühlen.)

Neben der Funktion der auditiven Wahrnehmung haben Fuchsohren allerdings noch weitere Aufgaben: Die Bewegung und Stellung der Ohren spielt auch bei der Kommunikation mittels Körperstellung, Gestik und Mimik eine wichtige Rolle. Außerdem sitzt im Innenohr der sog. Vestibularapparat als wichtigstes Gleichgewichtsorgan, welcher neben anderen Sinnen für die Wahrnehmung von Beschleunigungen sowie der Lage im Raum zuständig ist.

Manchmal erleiden Füchse bei Kämpfen mit Feinden oder Artgenossen an ihren Ohren Verletzungen, die sich später durch bleibende Schäden (z. B. Risse und Ecken an den Ohrrändern oder Narben) zeigen. Diese Besonderheiten im Aussehen können neben einigen anderen Merkmalen bei der Identifikation einzelner Individuen hilfreich sein.

(Stand: 13.09.2017)