Informationen über Rotfüchse

Sinnesleistung und physische Besonderheiten


Sehsinn

Füchse werden blind bzw. mit geschlossenen Augen geboren und öffnen ihre Augen zum ersten Mal etwa im Alter von 14 Tagen. Im Welpenalter haben die Augen dann zunächst eine Fuchs-untypische hellblaue bis schieferblaue Farbe. Etwa im Alter von 4 Wochen wechselt die Farbe der Iris langsam zu braun und erreicht schließlich – passend zum Fell – eine lebendige gelb-braune, honig-, gold- oder bernsteinfarbene Färbung. In sehr seltenen Fällen findet diese Umfärbung der Iris nicht oder nur teilweise statt, so dass dann die Augen des erwachsenen Fuchses braun oder blau bleiben.

Die Augen sind bei Füchsen, wie bei Beutegreifern üblich, nach vorne gerichtet im Schädel angeordnet. Dadurch können Füchse beidäugig (binokular) sehen und somit ihre Umgebung dreidimensional wahrnehmen. Das räumliche Sehen ermöglicht z. B. auch das Abschätzen von Entfernungen, was für die Jagd auf Beutetiere (z. B. beim Mäusesprung) hilfreich ist. Das binokulare Gesichtsfeld deckt beim Fuchs allerdings nur etwa 100° nach vorne ab. Aus den Augenwinkeln bzw. durch die Augenbewegung wird seitlich zusätzlich jeweils ein Bereich von etwa 80° abgedeckt, in dem jedoch kein räumliches Sehen möglich ist. Das gesamte Gesichtsfeld bei einem Fuchs umspannt in horizontaler Ausdehnung also etwa 260°.

Wenn man Füchsen mit einer Lichtquelle in die Augen scheint, wird das Licht reflektiert, was sich durch einen grünlichen Schein der Pupille bemerkbar macht. Diese Reflexion der Augen, die man allgemein von Katzenaugen kennt, wird von einer reflektierende Schicht hervorgerufen, die hinter der Netzhaut sitzt und als Tapetum cellulosum lucidum – oder kurz Tapetum lucidum (lateinisch für „leuchtender Teppich“) – bezeichnet wird. Diese Schicht reflektiert das durch die Pupille eingefallene Licht, nachdem es die Netzhaut (Retina) durchdrungen hat, so dass es die Sehzellen auf der Netzhaut ein zweites Mal passiert. Weil dadurch das einfallende Licht stets doppelt ausgewertet wird, kann auch bei schwachem Restlicht ein ausreichender Reiz in den Sehzellen erzeugt werden, um ausreichend sehen zu können. Dies ist eine häufige Anpassung von nachtaktiven (“nokturnalen“ von lat. noctua = Nacht) oder dämmerungsaktiven (“krepuskularen“ von lat. crepusculum = Dämmerung) Tieren, welche diese bei schwachem Licht wesentlich besser sehen lässt. Diese verbesserte Sicht bei schwachen Lichtverhältnissen verschafft ihnen damit einen Vorteil gegenüber tagaktiven (diurnal von lat. dies = Tag) Arten, welche anstelle der reflektierenden Schicht hinter der Netzhaut eine pigmentierte und damit Licht absorbierende Schicht besitzen, so dass das Licht die Sehzellen nur einmal passieren kann.

Um die Sicht bei schlechten Lichtverhältnissen noch weiter zu verbessern, haben Füchse in der Netzhaut eine größere Anzahl an sogenannter Stäbchen. Stäbchen sind die Sehzellen (Fotorezeptoren), welche für das Hell-Dunkel-Sehen (das sog. skotopische Sehen) zuständig sind. Allerdings besitzen Füchse im Gegenzug weniger der sog. Zapfen. Zapfen sind die Sehzellen, welche für das Detail- und Farbsehen bei Tageslicht (dem sog. photopischen Sehen) zuständig sind.

Während die Augen von Füchsen also vor allem auf das Sehen bei schwachen Lichtverhältnissen ausgelegt sind und sie Menschen hier deutlich überlegen sind, dürften die Sehschärfe und das Farbsehen von Füchsen wesentlich schlechter sein als bei uns Menschen. Man nimmt an, dass Füchse Schwierigkeiten haben, stationäre Objekte optisch z. B. von unbeweglichen Lebewesen zu unterscheiden. Die kleinste Bewegung, die i.d.R. immer mit einer Veränderung von Kontrasten und Konturen einhergeht, nehmen sie hingegen sofort wahr. Deshalb verfallen manche Beutetiere auch zum Selbstschutz in eine Bewegungsstarre oder stellen sich tot, weil sie dann vom Fuchs optisch nicht bemerkt werden. Wenn der Fuchs noch zu weit entfernt ist, um die Beutetiere zu riechen oder zu hören, ist das eine ideale Methode, um unbemerkt zu bleiben. Hasen liegen beispielsweise in Sassen oder Ackerfurchen, Bodenbrüter bleiben wie erstarrt auf ihren Nestern sitzen und vertrauen auf ihr tarnendes Federkleid und ihren neutralen Geruch. Selbst Rehkitze nutzen diese Strategie erfolgreich und werden trotz ihrer Größe übersehen. Wenn sich jedoch eine kleine Maus oder gar ein Insekt bewegt oder vom Fuchs mit anderen Sinnen (Geruchs- oder Hörsinn) wahrgenommen wird, bleibt dem potentiellen Beutetier nur noch die Flucht.

Während bei anderen Hundeartigen (wie z. B. bei Wölfen und Hunden) die Pupillen kreisrund sind, können sich die Pupillen von Füchsen zu vertikalen Schlitzen verengen (wie bei Katzen). Die Pupillen von Fuchsaugen sind nur dann kreisrund, wenn sie bei Dunkelheit weit geöffnet sind. Bei zunehmender Helligkeit verengen sich die Pupillen jedoch über eine vertikale ovale Form bis hin zu einem schmalen vertikalen Schlitz. Diese senkrechten, schlitzförmigen Pupillen schließen besser als runde Pupillen und ermöglichen eine feinere Dosierung des Lichteinfalls. Das ist nötig, um die besonders lichtempfindlichen Fuchsaugen vor Schäden durch zu helles Tageslicht (oder zu helles Umgebungslicht z. B. in einer weiß verschneiten Winterlandschaft) zu schützen. Man nimmt außerdem an, dass die vertikale Form der Pupillen zusätzlich das Bewegungssehen verbessert.

Zusammenfassend kann man sagen, dass Füchse wahrscheinlich so gut wie farbenblind sind, jedoch über eine sehr gute Bewegungs- und Nachtsicht verfügen.

In völliger Dunkelheit sieht allerdings natürlich auch ein Fuchs nichts, aber bereits etwas Mondlicht oder das von einer Wolkendecke reflektierte Licht einer nahegelegenen Siedlung/Stadt reicht für ihn aus, um auch tief in der Nacht noch ausreichend gut sehen zu können. Im Winter hilft ihm eine weiße Schneedecke als Kontrast und als zusätzlicher Reflektor für das wenige Restlicht der Nacht zusätzlich und begünstigt eine ausreichend gute Nachtsicht. Unter solchen Bedingungen sind Füchse dann auch lieber unterwegs, als bei völliger Dunkelheit.

Füchse nutzen den Sehsinn, um sich vor Gefahren abzusichern, indem sie bei ihren Streifzügen immer wieder anhalten und sich umschauen oder vorausschauen. Dabei nutzen sie gerne erhöhte Aussichtspunkte wie z. B. Baumstümpfe, Holzstapel, Heuballen etc. Auch wenn der Sehsinn bei der Gefahrenvermeidung und der Jagd zum Teil eine wichtige Rolle spielt, so sind andere Sinne, insbesondere der Geruchs-, Hör- und Tastsinn, bei Füchsen wichtiger für Nahrungssuche und Überleben.

(Stand: 12.09.2017)